Mit der ersten Kamera von Blackmagic liessen sich spektakuläre Filme und Videos fürs Kino, TV und Internet drehen. Hier ist ein Rückblick auf die Cinema Camera 2.5K von Blackmagic Design.
Schon bevor Blackmagic Design seine erste Kamera auf den Markt brachte, war das Unternehmen für hochwertiges Equipment rund um die Videobearbeitung und Videokonvertierung bekannt.
Als es 2012 seine erste digitale Filmkamera ankündigte, mussten sich Kamerahersteller wie Canon, Sony und RED warm anziehen. Die Cinema Camera 2.5K von Blackmagic kostete nur einen Bruchteil der bisher üblichen Preise.
Denn bis dahin verlangten die Kamerahersteller einen fünf- oder sogar sechsstelligen Betrag für professionelles Filmequipment: Die Canon EOS C300 Kamera kostete 2012 CHF 15'000 und die C500 sogar CHF 30'000. Sony verlangte CHF 19'400 für die PMW-F55, CHF 34'900 für die PMW-F5 oder sogar CHF 65'000 für die F65. Der Preis für die klassische ARRI ALEXA lag sogar noch höher.
Die Schwächen alter Videokameras
Wer nicht das nötige Kleingeld für diese digitalen Filmkameras besass, musste auf schwächere Videokameras ausweichen, welche für die Produktion von Spielfilm- und High-End-Projekten meistens ungeeignet waren: ein kleiner Sensor, geringer Dynamikbereich, eine maximale Auflösung in HD, schlechte Objektive, Videoformate mit starker Komprimierung oder eine schlechte Integration mit Schnittprogrammen und Metadatenverwaltung. Die Blackmagic Cinema Camera wurde entwickelt, um diese Probleme zu beseitigen.
Leistungsfähige und kompakte digitale Filmkamera, erschwinglicher Preis
Mit der Blackmagic Cinema Camera 2.5K (EF) erhielten Filmemacher Zugang zu einer professionellen digitalen Filmkamera zu einem erschwinglichen Preis. Mit ca. CHF 3'000 war die kompakte Kamera mit einer unglaublichen Bildqualität fast schon ein Schnäppchen.
Höhere Auflösung und grosser Dynamikbereich
Mit dem 2.5K Sensor der Kamera waren Filmemacher in der Lage, hochwertige Fernsehwerbespots, Fernsehserien und Spielfilme in Kinoqualität zu drehen. Mit einer Auflösung von 2432 x 1366 Pixeln wurden viel mehr Details aufgezeichnet und Filmproduktionen konnten somit entweder in HD (1920 x 1080 Pixeln) fürs Fernsehen und Internet oder sogar 2K-DCI (2048 x 1080 Pixeln) fürs Kino erstellt werden.
Der beeindruckende Dynamikumfang von 13 Blendenstufen erlaubte einen professionellen Kino-Look mit imposanten Farben. Im Filmmodus zeichnete die Kamera mit CinemaDNG RAW und Apple ProRes weitaus mehr Farben und Details mit der vollen Auflösung auf, sodass die Aufnahmen später zu einem gewünschten Look bearbeitet werden konnten (Color Grading).
Ein EF-Anschluss, zahllose Objektive
Der Canon EF-Anschluss ermöglichte die Verwendung von professionellen Fotoobjektiven von Canon (wie zum Beispiel die L-Serie) oder Zeiss Distagon oder Planar Objektiven mit einem viel grösseren und präziseren Fokusradius. Mit der elektronisch gesteuerten Objektivblende wurde die richtige Belichtung eingestellt.
Bei Cinema-Objektiven waren der Fokus sowie die Blende manuell sehr genau justierbar. Canon bot dazu grosse Zoom-Objektive an und Zeiss punktete mit den CP.2-Objektiven.
Anschlüsse und Bedienung
Die Kamera kam mit professionellen Anschlüssen und einer schlichten Bedienung. Auf der Vorderseite befand sich der Aufnahmeknopf für die Aufzeichnung auf SSD-Festplatten.
Neben dem Knopf für das Ein- und Ausschalten diente das grosse Touchscreen LCD auf der Rückseite, um Aufnahmen anzuschauen und zu überwachen und die Menüs und andere Funktionen einzustellen. Andere Knöpfe aktivierten die automatische Belichtung, Focus Peaking oder den Autofokus. Die Transport-Knöpfe steuerten Aufnahmen oder spielten diese ab und stellten die Blende elektronisch ein.
Auf der linken Seite gab es mehrere professionelle Anschlüsse für LANC Remote, Kopfhörer, Audio, Thunderbolt und Strom.
Auf der rechte Seite befanden sich der USB-Anschluss für Firmware-Updates und der SSD-Recorder zum Aufzeichnen aller Aufnahmen auf 2.5" SSD-Festplatten.
Aufzeichnung offener Formate auf SSD
Die Aufnahmen wurden entweder in 12-bit CinemaDNG RAW bei voller 2.5K Auflösung (2432 x 1366 Pixeln) sowie 10-bit Apple ProRes und Avid DNxHD in HD (1920 x 1080 Pixeln) auf SSD-Festplatten aufgezeichnet, da die Formate eine höhere Datenübertragung erforderten.
Die offenen Formate waren mit Adobe Premiere Pro, Final Cut Pro X, Avid Media Composer und DaVinci Resolve kompatibel und mussten nicht zusätzlich in ein anderes Format umgewandelt werden. Aufnahmen in 2,5K- und HD-Auflösung konnten mit 23.98, 24, 25, 29.97 und 30 Bilder pro Sekunde gedreht werden.
DaVinci Resolve, UltraScope und Media Express immer dabei
Beim Kauf der Kamera kam die Sofware DaVinci Resolve mit einem USB-Dongle mit, damit alle Aufnahmen professionell korrigiert (Color Correction) und im gewünschten Look bearbeitet werden konnten (Color Grading).
Ganz speziell eignete sich hier das Format CinemaDNG RAW. Die Nutzer konnten die uninterpretierten Daten des Kamerasensors in der Postproduktion statt innerhalb der Kamera selber einstellen. Mit dem kompletten Sensor-Output mit sehr grosszügiger Dynamik liessen sich alle Bildaspekte wie Helligkeit, Mittelstufen, Schwarzwerte, Sensitivität, Farbtemperatur, Farbraum, usw. nach Belieben einstellen.
Sobald die Kamera per Thunderbolt-Kabel mit einem Computer verbunden wurde, konnten die mitgelieferten Programme Blackmagic UltraScope und Media Express verwendet werden.
Blackmagic UltraScope erlaubte es dem Nutzer, diverse Funktionen wie Parade, Waveform, Vektorscope, Histogramm, Audio-Pegelanzeige und das Live-Bild zu überprüfen.
Mit Media Express wurden Aufnahmen direkt auf dem Computer aufgezeichnet und gespeichert.
Touchscreen-LCD mit vielen Funktionen
Mit dem eingebauten, grossen LCD-Display bestimmte der Kameramann die Bildkomposition und den Fokus, überwachte die Audiopegel, die verbleibende Aufnahmedauer und weitere Funktionen.
Alle Kameraeinstellungen wie z. B. Bildrate, Verschlusswinkel, Farbtemperatur, Dynamikbereich, Fokusassistent-Einstellungen und mehr wurden über das LCD-Display geändert. Die Wiedergabe aufgezeichneter Clips mit Audio erfolgte ebenso über das Display.
Zur einfachen Eingabe von Metadaten (Projektname, Takes, usw.) verfügte das eingebaute LCD über eine schnelle Touchscreen-Technologie wie bei einem Smartphone. Diese Metadaten waren mit Schnittprogrammen wie Adobe Premiere Pro, Final Cut Pro X, Avid Media Composer und DaVinci Resolve kompatibel.
Zubehör
Neben der Kamera und der mitgelieferten Software DaVinci Resolve, UltraScope und Media Express beinhaltete der Lieferumfang einen abnehmbaren Sonnenschutz, einen Tragegurt, eine Verschlusskappe sowie eine begrenzte Garantie von 1 Jahr. Optional gab es montierbare Haltegriffe zu kaufen.
Nachteile der Kamera
Neben den vielen Vorteilen brachte die Kamera auch einige Nachteile. Obwohl sie eine interne Batterie besass, hielt diese lediglich 60-90 Minuten, bevor sie wieder aufgeladen werden musste.
Wer mit einer offenen Blende filmen wollte, musste sich externe ND- oder IRND-Filter kaufen. Intern waren keine verbaut. Für den Einsatz von grossen Filtern war zusätzlich eine Mattebox für den Einschub von Filtern nötig.
Das LCD-Display kam gleich mit zwei Nachteilen: Erstens wirkte das Display bei starkem Sonnenlicht wie ein Spiegel, sodass die Menüs sowie das Bild nur schlecht eingestellt bzw. beurteilt werden konnten. Zweitens blieben auf dem Display beim häufigen Einsatz Fingerabdrücke zurück.
Da die Kamera nur maximal 30 Bilder pro Sekunde filmte, waren somit auch keine Zeitlupenaufnahmen möglich.
Der Rolling Shutter verursachte enorme Probleme bei schnellen Kamerabewegungen oder sich schnell bewegenden Objekten. Dieses Problem war als sogenannter Jello-Effekt sichtbar.
Die Kamera hatte auch einen grossen Crop Faktor. Als Crop Faktor bezeichnete man das Verhältnis der Sensorgrösse zu einem 35mm-Film oder Vollformat. Es fand entweder eine Vergrösserung oder Verkleinerung statt. Bei dieser Kamera war der Faktor 2.39. Beispiel: Ein 50mm-Objektiv wirkte beim Filmen wie ein 120mm-Teleobjektiv (2.39 x 50mm = 119.5mm).
Der schwache ISO-Wert musste durch den Einsatz von viel Licht kompensiert werden, da die Kamera zu wenig lichtempfindlich war. Wer hingegen in ein starkes Licht wie z.B. die Sonne filmte, bemerkte schwarze Punkte (Black Holes) in der Lichtquelle.
Starke Kamera mit kleinen Schwächen
Die erste Kamera von Blackmagic Design wirkte wie ein grosses Erdbeben in der Kameraindustrie. Zu einem erschwinglichen Preis konnten Filmemacher eine kompakte Filmkamera mit hervorragender Bildqualität kaufen.
Die Kamera war nur mit einem Objektiv, einer SSD-Festplatte und aufgeladener, internen Batterie drehbereit. Für professionelle Dreharbeiten war es dennoch empfehlenswert, die Kamera mit einem externen Monitor, externen Akkus, ND- oder IRND-Filter inkl. Mattebox zu erweitern.
Wer mit den oben beschriebenen Schwächen umgehen konnte, wurde mit kinoreifen Bildern belohnt.
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